Palliativmedizin-Drahtseilakt zwischen Menschlichkeit und Wirtschaftlichkeit

Vortrag von Frau Dr. Christiane Gog M.Sc.

Erst in den 80er Jahren etablierte sich die Palliativmedizin. Frau Dr. Christiane Gog ist eine der ersten Medizinerinnen, die sich dieser Disziplin widmet. Heute arbeitet sie am UCT, dem Universitären Zentrum für Tumorerkrankungen (UTC), in Frankfurt am Main. Die Einrichtung entstand als gemeinsames Projekt des Universitätsklinikums Frankfurt, des Fachbereichs Medizin der Goethe Universität und des Krankenhauses Nordwest.

Der beeindruckende Vortrag von Frau Dr. Gog berührt durch ein außergewöhnliches Engagement und ein menschliches Einfühlungsvermögen, dass uns den hohen Wert der Palliativmedizin für Patienten und Patientinnen mit einer zum Tode führenden Dia- gnose vor Augen führte. Es sind besonders viele Krebspatienten darunter aber auch Menschen mit Multiple-Sklerose (MS). Und es sind nicht nur ältere Menschen betroffen, sondern auch jüngere.

Dr. Christiane Gog erläutert das Konzept:“ Wenn keine Heilung mehr in Sicht ist, dann geht es um Linderung der Symptome wie Schmerzen, Atemnot oder Angst. Daher nehmen wir uns viel Zeit für jeden Einzelnen. Die individuelle Betreuung steht im Vordergrund. Und wir arbeiten in einem interdisziplinären Team aus Ärzten, Psychotherapeuten, Seelsorgern und Physiotherapeuten.“

Auch Kunst- und Musiktherapie werden angeboten. Der Mensch in seiner Gesamtheit aus Körper, Geist und Seele wird gesehen. So spielen auch spirituelle Fragen eine Rolle. „Daher nehmen wir uns viel Zeit für unsere Gespräche mit den Patienten. Das ist uns wichtig.“

Rechnen – wie es so schön heißt – tut sich dies jedoch nicht. Immer wieder drängen sich wirtschaftliche Fragen auf, da die Krankenkassen nur einen Aufenthalt ab 6 Tagen auf der Station honorieren. „Es ist unwürdig, aber wir bekommen kein palliativmedizinisches Zusatzentgelt, wenn jemand in den ersten 6 Tagen bei uns verstirbt.“

Frau Dr. Gog geht mit der Gesundheitsversorgung hart ins Gericht. Menschen werden, so sagt sie, auf Fallpauschalen reduziert. Nur durch die Anbindung an die gewinnbringende Abteilung der Strahlentherapie können die Defizite in der Palliativmedizin ein wenig ausgeglichen werden.

Sie gründet den Verein Brücke e.V. ,um über Spenden eine weitere Einnahmequelle zu generieren. Nach dem Vortrag bleiben viel Respekt für die wunderbare Initiative von Frau Dr. Gog und ihrem Team. Im Fall der Fälle wünscht sich wohl jeder von uns, dort einen der raren Plätze zu bekommen und gut aufgehoben zu sein. Aber es regt sich auch Ärger über eine Gesundheitspolitik, die den Einsatz von Maschinen besser honoriert als den von Menschen. Verkehrte Welt.

 Weitere Informationen und Spenden:

www.die-bruecke-frankfurt.de